Akupunktur

Akupunktur

Die Akupunktur stellt einen wertvollen Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar.

Demnach wird unser Körper von 12 Hauptleitbahnen (Meridianen) durchzogen. In ihnen herrscht eine sich ständig ausbalancierende Lebensenergie (Qi).

Kann das Qi nicht uneingeschränkt fließen entstehen Disharmonien, die sich in Form von Schmerzen äußern können. Durch die Akupunktur wird ein Reiz ausgelöst, wodurch das Qi aufgefordert wird, seinen normalen Fluss wieder einzunehmen. Schmerzen werden dadurch deutlich gelindert bzw. verschwinden ganz.

Die Lebensenergie Qi hält alle Vorgänge in Bewegung. Sie nährt und schützt den Körper vor Krankheiten.

Die fünf Säulen der TCM
TCM

Der TCM-Therapeut erfasst das energetische Gesamtbild seines Patienten über verschiedene Parameter: Gesichts-, Zungen- und Stimmendiagnose, Pulsmessung, Beurteilung der körperlichen Absonderungen und eine ausführliche Befragung (Anamnese). Grundsätzlich strebt er an, ein Ungleichgewicht zu harmonisieren, egal ob es bereits zur Krankheit (im schulmedizinischen Sinne) geführt hat.

Das Grundprinzip seiner Behandlung besteht im Tonisieren (Auffüllen) von Mangelzuständen sowie dem Sedieren (Ausleiten) von Füllezuständen.

Die therapeutischen Möglichkeiten werden als die fünf Säulen der TCM bezeichnet.

Akupunktur - eine Reizbehandlung

Ähnlich wie die Homöopathie ist die Akupunktur eine Reizbehandlung, mit der die Selbstheilungskräfte des Körpers stimuliert werden. Durch den Nadeleinstich wird, so die TCM-Lehre, der Fluss der Lebensenergie (=Qi) im Körperinneren angeregt, Blockaden werden gelöst und krankhafte Energien entfernt. Ziel dabei ist immer eine Harmonisierung des Gesamtgefüges: Verspannung erhält Entspannung, und schlaffes Gewebe wird tonisiert. Zerstörte Strukturen können mittels Akupunktur nicht wiederhergestellt werden. Der Einfluss erstreckt sich hingegen auf eine Regulation psychovegetativer Prozesse und eine Stimulation des Immunsystems.
Manche Effekte lassen sich auch ganz „handfest“ bemerken, wie beispielsweise eine Durchblutungsförderung oder eine Abnahme vorhandener Ödeme (=Wassereinlagerung im Gewebe).

Akupunktur gegen Schmerzen

Am stärksten beeindruckt wohl der schmerzlindernde Effekt der Akupunktur, der mittlerweile gut erforscht ist. Sie greift auf drei neurophysiologischen Ebenen an:

im Rückenmark, Mittelhirn und Hypothalamus.

Die Nadelreizung löst im Rückenmark die Freisetzung von biosynthetischen Vorstufen der Endorphine (= körpereigene Opiat-Analoga) aus. Sie blockieren die Schmerzweiterleitung auf der Rückenmarksebene und führen darüber hinaus im Mittelhirn zu einer weiteren Ausschüttung von Botenstoffen (= Serotonin und Noradrenalin), die ebenfalls die Weiterleitung von Schmerzen über die Zellen des Rückenmarks verhindern. Dritte Station ist schließlich der Hypothalamus, die zentrale Schnittstelle zwischen Nerven- und Hormonsystem.

Ohrakupunktur
Ohrakupunktur

Für die TCM ist der ganze Körper im Ohr repräsentiert.

Die Ohrakupunktur ist die älteste Sonderform der Akupunktur.
Schon im „alten Ägypten“ wurden bestimmte Ohrpunkte bei Frauen zur Empfängnisverhütung gestochen.
Bereits damals erkannte man, dass punktuelle Ohrareale in Verbindung mit bestimmten Körperregionen stehen sollen und sich letztlich der ganze Körper auf die Ohrmuschel projezieren lässt. Diese Projektion des ganzen Menschen auf bestimmte Körperregionen nennt man Somatotopie („Soma“ = Körper, „topos“ = Ort (griech.)).
Da der gesamte Mensch, also Körper, Seele und Geist projeziert wird, sind auch die Behandlungsmöglichkeiten sehr vielfältig.
Die bekannteste Somatotopie, neben der Ohrmuschel, kennen wir aus der Fußreflexzonenmassage, bei der auch der gesamte Mensch auf den Fuß projeziert ist.

Diese Vorstellungen werden von der evidenzbasierten Medizin nicht geteilt. Für die Somatotopie gibt es auch keine Nachweise durch valide wissenschaftliche Studien.

Kontraindikation von Akupunktur

Es gibt ganz klare Gegenanzeigen, bei denen eine Akupunktur nicht angebracht ist.
Sie kann zum Beispiel einen lebensnotwendigen chirurgischen Eingriff nicht ersetzen. Akute lebensbedrohliche Erkrankungen das Präfinalstadium (= Sterbephase), Hämophilie (= Blutungsneigung) sowie Psychosen und Schizophrenie werden nicht akupunktiert. Während einer Schwangerschaft können manche Punkte nicht genadelt werden.

Historischer Hintergrund der Akupunktur

Die Ursprünge der Akupunktur reichen bis 10000 v.Chr. zurück, als man begann, mit Steinnadeln Schmerzen zu lindern und Abszesse zu drainieren. Die zunehmende klinische Erfahrung wurde anhand der Prinzipien der taoistischen Philosophie (Qi, Yin und Yang, fünf Wandlungsphasen) systematisiert und zu einer differenzierten Medizin ausgebaut. Die Beobachtung, dass die Nadelsensation meist entlang einer Linie ausstrahlt, auf der sich Punkte mit ähnlichen klinischen Eigenschaften befanden, führte zur Theorie der Meridiane.

Manuelle Techniken

Die Massagetechnik Tuina wird mit Fingern, Händen oder Ellenbogen ausgeführt und setzt unterschiedliche Grifftechniken ein wie Kneten, Klopfen, Streichen und Greifen. Mit der intensiven Behandlung werden Energieblockaden gelöst und die Zirkulation von Qi und Blut in Schwung gebracht. Fülle- und Mangel-Zustände innerhalb des Körpers werden harmonisiertund das Immunsystem gestärkt.

Akupunktur - manuelle Techniken

Anwendungsgebiete: Muskelverspannungen/Verhärtungen, Rheumatischer Formenkreis, Weichteilrheumatismus, Arthrosen, posttraumatische und postoperative Rehabilitation, Kopfschmerzen, Migräne, funktionelle Störungen des Gastrointestinaltrakts, Dysmenorrhö, Schlafstörungen.

Qi Gong
Qi Gong

Bestimmte Bewegungsabläufe und Atemübungen bringen das Qi in Fluss, stärken die Körperfunktionen und lösen Stauungen und innere Spannungen. Sie beeinflussen das vegetative Nervensystem und sind daher sinnvoll bei vielen Beschwerden und Erkrankungen wie beispielsweise Schlafstörungen, Bluthochdruck und funktionelle Magen- und Herzbeschwerden.
Anwendungsgebiete: Prävention (Vorbeugung), entzündliche und degenerative Gelenkerkrankungen, chronische Schmerzzustände, Kopfschmerzen und Migräne, Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts wie z. B. funktionelle Verdauungsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z. B. Bluthochdruck, Anspannungszustände.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist ein wesentlicher Grundbaustein für eine gesunde Lebensweise.


Weitere Informationen auf folgenden Internetseiten:

Deutsche Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin e.V. (http://www.dgtcm.de)

WHO (= Weltgesundheitsorganisation) – Indikationsliste für Akupunktur: (http://www.aku-punkt.ch/media/who-liste.pdf)

Die westliche evidenzbasierte Medizin, landläufig Schulmedizin genannt, hat die Akupunktur bisher nicht in ihren Behandlungskanon aufgenommen. Das liegt aber vor allem daran, dass die Vorstellungen zur Entwicklung von Krankheitsbildern so sehr voneinander abweichen. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat als supranationale Behörde dagegen die klassische TCM Akupunktur mit zahlreichen Anwendungsgebieten anerkannt. Diese Anerkennung bezieht sich allerdings nicht auf die anderen hier genannten Akupunkturvarianten und TCM Methoden wie Tuina und Qi Gong, das ist von der WHO nicht untersucht worden. Hier muss man also sagen, dass für diese Methoden keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse zur Wirkung und Wirksamkeit vorliegen.

Quellennachweise